Weben auf einem Stickrahmen – Anleitung zum Rundweben

Die Faszination des Selbermachens begegnet mir besonders beim Weben. Nicht ohne Grund, ist es eines der vielseitigsten und ältesten Handwerke der Welt. Eine Variante, das Weben auf einem Stickrahmen, möchte ich dir heute gerne zeigen. Deine Webarbeit kannst du natürlich in der Größe variieren, in Muster oder Farbe. Es gibt unendliche viele Möglichkeiten! Die wichtigsten Grundtechniken und was es zu beachten gibt, zeige ich dir hier!

Viel Spaß beim Nachmachen!

Christina von federleicht

Du benötigst:

Ein Wollpaket ist ausreichend, um mehrere Stickrahmen zu beweben. Schön sind zum Beispiel 2 oder 3 in unterschiedlichen Größen.

Handgewebte Wandbilder leben von den verschiedenen Wollsorten und deren unterschiedlichen Strukturen. Das sind die Materialien, die ich verwendet habe:

  • Stickrahmen no.5, 22cm im Durchmesser
  • Bleistift
  • Maßband
  • Schere
  • sehr große Wollnadel
  • Wolle zum Weben
Webrahmen rosa-weiß-dunkelblau
  • Lang Yarns Quattro in Rosa hell
  • Wool Addicts Love in Rosa
  • Wool Addicts Air in Offwhite
  • Lang Yarns Merino 70 in Stahlblau
  • Schachenmayr Colori in art deco color
Webrahmen gelb-weiß-blau
  • Lang Yarns Quattro in Offwhite
  • Wool Addicts Air in Offwhite
  • Wool Addicts Love in Ocker
  • Schachenmayr Boston in Taubenblau
  • Schachenmayr Boston in Mosaikblau

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Allgemeine Informationen

  • Achte beim Weben darauf, den Faden nicht zu sehr zu ziehen. Ansonsten kann es passieren, dass sich die Mitte zusammen zieht.
  • Generell ist es sinnvoll, die Fäden auf der Rückseite immer gleich zu vernähen. Einige können verknotet werden, andere nicht! Ich persönlich finde es wichtig, die Fäden gut zu vernähen. Die Erfahrung zeigt, dass man es andernfalls im Muster, auf der Vorderseite, sieht.
  • Wenn du auf einem Stickrahmen in einer anderen Größe webst, dann achte beim Bespannen auf eine ungerade Anzahl von Kettfäden. Wenn du dich an dem 2 cm Abstand orientierst, sollte das aber kein Problem sein.

Und so geht’s:

Stickrahmen bespannen

Als Erstes nimmst du den inneren Reifen des Stickrahmens heraus. Mit einem Bleistift und dem Maßband markierst du Abstände von 2 cm auf dem äußeren Rand des inneren Reifens. Sie dienen als Orientierung für die Kettfäden. Falls du eine andere Größe des Stickrahmens verwendest orientiere dich, wie bereits erwähnt, ebenfalls an dem 2 cm Abstand. Wichtig ist, dass du zum Schluss eine ungerade Anzahl von Markierungen hast.

Benötigte Wolle:

Lang Yarns Quattro in hell Rosa
oder Lang Yarns Quattro in Offwhite

Jetzt bespannst du den Rahmen mit dem dünnen Baumwollgarn. Du beginnst an einer der Markierungen, indem du das Garn dort mit einem Doppelknoten befestigst. Lass hier ein bisschen Faden überstehen, damit du den Endfaden verknoten kannst. Den hier verwendeten Faden nennt man Kettfaden. Er stellt die Kette, bzw. das Gerüst dar, auf dem du später webst.

Spanne also den Kettfaden über den Reifen auf die gegenüberliegende Seite, außen über eine der Markierungen und nach unten. Von dort aus wieder diagonal über den Reifen auf die nächste Markierung rechts neben deinem Anfangsknoten, wieder um den Reifen herum nach oben. Anschließend wieder zur gegenüberliegenden Seite links neben dem nächsten Faden, um den Reifen nach unten, von unten wieder zur Nächsten gegenüberliegenden Markierung von unten um den Reifen herum nach oben, usw.

Wenn du deinen Rahmen fertig bespannt hast, dann schneide die Wolle ab und knote den End- und Anfangsfaden zusammen. Anschließend kannst du die Kettfäden noch etwas zurecht schieben und dann platzierst du den äußeren Stickrahmen auf dem Inneren. Somit sind die Kettfäden gesichert.

Die gespannten Fäden erinnern an die Speichen eines Fahrrades, deshalb habe ich sie im Weiteren als Speichen bezeichnet.


Weben auf einem Stickrahmen - so funktioniert's

Zuschnitt der Wolle

Lang Yarns Quattro in hell Rosa 50cm
oder Lang Yarns Quattro in Offwhite 50cm

Schneide dir ca. 50cm von deinem Kettgarn ab und fädele es in die Wollnadel ein. Du beginnst zu weben, indem du die Nadel von hinten durch einen der Zwischenräume nach vorne holst. Lasse ca. 10cm Restfaden hinten, um ihn später zu vernähen.

Ich beginne meine Runde immer an der Speiche mit dem Knoten.  So ist es einfacher zu erkennen, wann die Runde zu Ende ist.

Webe mit der Wollnadel das Muster über eine Speiche, unter eine Speiche, (Speiche=2 Kettfäden zusammen) bis du wieder bei deinem Anfangspunkt bist. Halte den hinteren Faden fest und ziehe mit dem vorderen das Fadenkreuz zusammen. Eventuell musst du auch etwas am hinteren Faden ziehen. Messe mit dem Maßband nach, ob dein Kreuz in etwa in der Mitte liegt, ggfs. den Faden ein wenig lockern, um das Kreuz zu verschieben und ziehe es erneut zusammen. Liegt es in der Mitte webst du in dem gleichen Muster noch 2 Runden. Die letzte Runde beendest du mit einem über und legst den Faden nach hinten. Verknote die überstehenden Fäden miteinander auf der Rückseite und schneide sie ab.

Jetzt ist der Stickrahmen fertig bespannt und du kannst anfangen zu weben.

Das Weben der Muster

Beim Weben gibt es verschiedene Grundmuster, die deinem Projekt Textur und Struktur verleihen.

Die Muster:
  • über eins, unter eins: Leinwandbindung
  • über zwei, unter zwei: Köperbindung, auch bekannt als Twill
  • Soumak einfach
    Falls du deine Muster variieren möchtest, dann benötigst du hierfür an Wolle die 3 fache Länge des zu webenden Stücks.
  • Soumak doppelt
    Bei einem doppelten Soumak ist es die 5 fache Länge. Aber Achtung wenn die Wolle zu lang wird, dann mache lieber 2 einfache in entgegengesetzter Richtung, siehe Punkt 8.
  • Und eine Anleitung für einen neuen Fadenanfang im Muster findest du unter Punkt 7.

Und so geht’s:

1. Über eins, unter eins

Zuschnitt der Wolle:

Wool Addicts Love in Rosa 2x 100cm
oder Wool Addicts Air in Offwhite 100cm

Du fädelst die rosa (2 Fäden) /weiße (1 Faden) Wolle in die Nadel ein, legst den Anfang in einem Zwischenraum nach hinten und lässt ca. 10cm Restfaden überstehen. Dann webst du wieder das Muster über eine Speiche, unter eine Speiche. Beende nach ca. 6-7 Runden mit einem über und lege den Faden nach hinten. Vernähe deine Fäden auf der Rückseite, indem du ihn durch 2-3 Schlaufen ziehst. Vernähe den Anfangsfaden ebenso. Schneide die überstehenden Enden ab.

2. Über zwei, unter zwei

Zuschnitt der Wolle:

Wool Addicts Air in Offwhite 300cm
oder Wool Addicts Love in Ocker 300cm

Nimm deine weiße/gelbe Wolle doppelt. Die Mitte legst du um einen Kettfaden, die beiden Enden fädelst du wieder in die Nadel ein. Webe mit der Nadel unter die erste Speiche und dann immer im Wechsel über zwei Speichen, unter zwei Speichen. Wiederhole das Muster bis du ca. 6 Runden gewebt hast. Fäden diagonal vernähen.

3. Doppelter Soumak

Zuschnitt der Wolle:

Schachenmayr Colori in art deco color 200cm im gewünschten Farbverlauf, hier: hellblau-dunkelblau-rosa
oder Schachenmayr Boston in Mosaikblau 200cm

Die Wolle mit dem Farbverlauf/Mosaikblau legst du wie zuvor, doppelt um den ersten Kettfaden und fädelst beide Enden in die Wollnadel. Lege die beiden Anfangsfäden weit auseinander. Führe die Nadel unter den nächsten Kettfaden von rechts nach links hindurch und führe sie zurück nach rechts. Es entstehen kleine „gestrickte“ Maschen. Vorsichtig fest ziehen. Dann legst du wieder die Wollfäden weit auseinander. Bringe die Nadel unter den nächsten Kettfaden von rechts nach links und dann zurück nach rechts. Jetzt hast du die 2. Masche gewebt. Wiederhole dieses Muster unten und nach links und zurück oben über rechts bis du am Ende der Runde angekommen bist. Den unteren Faden führst du unterhalb der ersten Masche nach hinten und den oberen, oberhalb. Verknote die Fäden auf der Rückseite.

4. Über eins, unter eins; Kettfäden vereinzeln

Zuschnitt der Wolle:

Lang Yarns Merino 70 in Stahlblau 200cm
oder Schachenmayr Boston in Taubenblau 200cm

Dieser Schritt macht vor allem bei großen Webrahmen Sinn, da er feinere Muster zulässt.
Die Wolle in Stahlblau/Taubenblau nimmst du wieder doppelt und lege sie wie zuvor um den Kettfaden. Webe wieder das Muster über eins, unter eins, allerdings webst du jetzt jeden Kettfaden einzeln, ausgenommen die erste Speiche mit dem Knoten! Hier nimmst du weiterhin die 2 Kettfäden zu einem zusammen, um insgesamt eine ungerade Anzahl an Kettfäden zu erhalten! Das ist wichtig für ein fortlaufendes Muster. Nach 2 Runden vernähst du deinen Faden.
Wichtig ist hier, dass die Kettfäden immer gleich liegen: der untere immer vorne, der obere immer hinten!

In der 1. Runde musst du die Fäden etwas sortieren,
in der 2. kannst du die Nadel einfach durch den Zwischenraum führen.

5. Über zwei, unter zwei
Zuschnitt der Wolle:

Wool Addicts Love in Rosa 2x 500cm
oder Wool Addicts Air in Offwhite 500cm

Beginne wie zuvor.

Das Muster selbst kennst du bereits, der Unterschied hier: du webst jetzt jeden Kettfaden einzeln!
Webe unter den ersten Kettfaden und dann immer im Wechsel über zwei Kettfäden, unter zwei Kettfäden. Wiederhole das Muster bis du ca. 6 Runden gewebt hast.
Fäden diagonal vernähen.

Das Interessante hier ist, dass das Muster, durch die veränderte Anzahl von Kettäden, seine Richtung wechselt.

6. Einfacher Soumak

Zuschnitt der Wolle:

Schachenmayr Colori in art deco color 2x 160cm im gewünschten Farbverlauf
oder Schachenmayr Boston in Mosaikblau 2x 160cm

Du fädelst deine Wolle in die Nadel ein, legst den Anfang in einem Zwischenraum nach hinten und lässt wieder etwas Restfaden überstehen. Führe deine Nadel von rechts nach links um den 1. Kettfaden herum. Dann über diesen und den nächsten Kettfaden und wieder von rechts nach links um den 2. herum. Webe das Muster über 2 und um den 2. herum. Oder einfacher gesagt: du umschlingst jeden Kettfaden.

Wenn du am Ende der Runde angekommen bist, dann mache einfachheitshalber die erste Umdrehung am doppelten Kettfaden wieder auf. Lege den Endfaden unterhalb und den Anfangsfaden oberhalb über Kreuz. Verknote die Fäden auf der Rückseite.

7. Über 2, unter 2; neuer Fadenanfang

Zuschnitt der Wolle:

Lang Yarns Merino 70 in Stahlblau 2x 500cm + eventuell 400cm
oder Schachenmayr Boston in Taubenblau 2x 500cm + eventuell 400cm

Beginne wie bisher. Da der Abstand zum Rand jetzt schon sehr knapp wird, ist es einfacher hier wieder die Speichen zu weben. Je nachdem ob du sehr locker oder eher fester gewebt hast, kann dein Materialbedarf variieren. Bevor die Wollfäden allerdings zu unhandlich werden, verwende lieber etwas kürzere und webe mit einem neuen Faden weiter. Anleitung siehe unten. Webe soweit, bis du nur noch ca. 1 cm Platz zum Rand hast. Fäden vernähen.

Ein neuer Fadenanfang im Muster

Falls sich dein Faden dem Ende neigt, ist hier eine kleine Anleitung für einen neuen Fadenanfang im Muster. Beide Fäden Anfang und Ende überkreuzen sich bei einem unter im Webmuster, hier ist es unter 2. Links im Bild liegt der neue Fadenanfang und rechts das Fadenende. Webe dein Muster vorsichtig mit dem neuen Faden weiter. Zum Schluss werden alle Fäden vernäht.

Weben auf einem Stickrahmen - so funktioniert's

8. Doppelter Soumak

Zuschnitt der Wolle:

Wool Addicts Air in Offwhite 2x 220cm und 2x 220cm, webe diese Farbe jeweils mit 2 Fäden
oder Wool Addicts Love in Ocker 4x 220cm und 4x 220cm, webe diese Farbe mit jeweils 4 Fäden

Soumak kann man auf verschiedene Arten weben, 2 davon kennst du bereits.

Hier sind die Fäden schon sehr lang wodurch es einfacher ist 2 Mal den einfachen Soumak(siehe Punkt 6) zu weben, in entgegengesetzten Richtungen. Die 1. Runde wird im Uhrzeigersinn gewebt, die 2. Runde gegen den Uhrzeigersinn. Dadurch entsteht ebenfalls das schöne Muster.

Wie in der Reihe zuvor, webst du wieder Speichen. Da die Fäden sehr lang sind, verhaken sie sich furchtbar schnell beim Durchziehen. Vor allem am Anfang. Achte darauf sie ein wenig auseinander zu halten, das hilft. Nach ein paar Umdrehungen wird es einfacher.

Noch ein kleiner Tipp zum Schluss:
Das Twillmuster, aus Punkt 7, ist ein sehr dankbares Muster. Du kannst es jetzt noch etwas zusammen oder auseinander schieben, und somit dein Muster leicht korrigieren, ohne dass Lücken entstehen.

9. Fransen knoten

Wenn du noch Fransen knoten willst, dann nimm eine Wolle deiner Wahl zur Hand. Schneide mehrere Fäden in der doppelten Länge ab, die du haben möchtest.

Verwende so viele Fäden, dass sie den Spalt zwischen 2 Kettfäden ausfüllen. Bei mir sind es mit der weißen Wolle 4 Fäden doppelt, also hängen 8 Fadenenden herunter pro Spalt.

Also nimm deine Wolle doppelt. Die Schlaufe in der Mitte führst du von vorne nach hinten durch den Spalt zwischen dem letzten Muster und dem Rand. Hole die Schlaufe wieder nach vorne und ziehe die restlichen Fäden hindurch. Vorsichtig festziehen. Wiederhole das sooft, bis du genug Fransen gewebt hast.

Und fertig ist dein Kunstwerk!

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