Kennst du diese hübschen Leder-Faltbörsen, die in südlichen Ländern üblich sind? Marokko-Faltbörsen nennt man die praktischen Börsen auch. Ihr Clou ist ein raffiniertes Faltsystem, das ohne extra Verschlüsse auskommt. Ein paar Münzen sind in ihnen für den nächsten Marktbesuch bestens verstaut und weil die Börsen so handlich sind, finden sie selbst in der kürzesten Urlaubshose Platz. So eine praktische Begleiterin hatte ich vor Augen, als ich an diesem neuen Schnittmuster getüftelt habe. Ein Faltfach sollte sie unbedingt haben, einen Steckplatz für Scheckkarten (oder Visitenkarten, den Personalausweis, die Kreditkarte, die Bibliothekskarte …) auch und ein Fach für Geldscheine ebenso. Herausgekommen ist eine praktische Mini-Börse, die sich wunderbar aus Leder nähen lässt, probier’s mal aus!
Viel Freude beim Nähen wünscht
Franziska
von Lange Hand
Du benötigst:
- Leder Vintage in Dattel, Zuschnitt 31 cm x 18 cm
- Baumwollwebstoff in Hellblau/Weiß gestreift
- Leder-Nadeln
- Jeans-Nähgarn, Stärke 50 in der Farbe 2040
- Ahle oder dickere Nadel (zum Anzeichnen von Markierungen)
- Nähgarn in Weiß und Rot
- 1 Druckknopf, z. Bsp.: Kam Snap, Größe T5 in Gold (plus Zange zum Anbringen)
- Kreidestift zum Anzeichnen
- Lochzange
- Nähmaschine
Größe: Die geschlossene Börse ist 9,5 cm breit und 8 cm hoch. Aufgeklappt ist die Börse 19 cm lang und 8 cm hoch.
Hier kannst du dir das Schnittmuster (A4) herunterladen:
Drucke das Schnittmuster, schneide die Blätter entlang der Schnittlinien aus und klebe die Seiten zusammen. Schneide anschließend die Schnittteile aus.
Beachte beim Drucken: Jeder Drucker ist unterschiedlich. Möchte dein Drucker die Seiten anpassen, weil die Linien in der Originalgröße über den Druckrand hinausragen, ist das kein Problem. Wichtig ist nur, diese Anpassung dann bei ALLEN Seiten zu wählen!
Allgemeine Tipps zum Nähen mit Leder:
- Wähle zum Nähen mit Leder immer unbedingt Ledernadeln. Diese sind nämlich vorne angeschrägt und angeschärft. So ausgerüstet schneiden sie quasi ein Loch in das Leder und erleichtern das Nähen ungemein.
- Verlängere zum Nähen von Leder den Geradstich, das ergibt ein schöneres Stichbild. Mit der Stichlänge von 3,6 habe ich gute Erfahrungen gemacht.
- Wähle unbedingt ein stärkeres Garn, das normale ist zu dünn. Ich empfehle Garnstärke 50.
- Verwende ein beschichtetes Nähfüßchen. Bei den meisten Maschinen gehört ein Teflon-Füßchen zur Standardausstattung. Das gleitet schön und haftet nicht am glatten Leder. Wenn du kein solches Füßchen hast, kannst du versuchen, die Unterseite deines Standardfüßchens mit Washi-Tape abzukleben. Das lässt das Füßchen besser gleiten und hinterlässt keine Kleberrückstände.
- Falls sich die Maschine schwertut beim Ledernähen, hilft es, den Nähfußdruck etwas zu verstärken. Wenn deine Maschine diese Einstellung nicht zulässt, kannst du auch beim Nähen von kniffeligen Stellen etwas auf das Füßchen zu drücken. Oft genügt es schon, beim Nähen ein wenig Druck mit dem Zeigefinger auf das Füßchen auszuüben und schon transportiert die Maschine besser.
- Falls sich Knötchen auf der Ober- oder Unterseite des Leders bilden, musst du die Fadenspannung etwas nachjustieren. Ich stelle sie beim Nähen von Leder gern etwas fester ein (+2), damit das Nahtbild von beiden Seiten schön aussieht.
- Achte darauf, alle Teile mit Stoffklammern zu fixieren. Stecknadeln würden Löcher hinterlassen!
Zuschneiden:
Nahtzugaben von 1 cm sind bereits in allen Maßen und Schnittteilen enthalten. Du brauchst beim Zuschneiden nichts mehr zugeben.
Schneide folgende Teile in einfacher Stofflage aus Leder zu:
1 x Verschlusslasche
1 x Börse
1 x Faltfach
1 x Visitenkartenfach
Schneide folgende Teile aus Stoff zu:
1 x Innenseite
1 x Innenfach (Falte dafür die Schablone entlang der eingezeichneten Linie und schneide in doppelter Stofflage entlang des Stoffbruchs zu)
Hinweis: Der Zuschnitt für die Lederteile passt so auf den Lederzuschnitt im Format 29,8 x 21 cm, dass nur minimalster Verschnitt entsteht. Wie die Schablonen dafür auf dem Leder angeordnet werden sollen, entnimmst du den Bildern in der Anleitung.
Und so geht’s:
Stoffteile zuschneiden
Positioniere zunächst das Schnittteil „Innenseite“ in ganzer Größe auf dem Webstoff, fixiere es und schneide es rundherum aus. Die Nahtzugabe ist bereits im Schnittteil enthalten.
Um die Schablone für das Innenfach auf das richtige Maß zu bringen, musst du das Schnittteil „Innenfach“ entlang der markierten Stoffbruchkante falten. Nimm dann den Stoff zur Hand und lege ihn doppelt. An der durch das Falten entstandenen Linie verläuft die Stoffbruchkante, an der du das Schnittteil ausrichten musst. Schneide das Innenfach einmal im Stoffbruch zu.
Lederteile zuschneiden
Ordne die Schablonen für die Lederteile so an, wie auf dem Bild zu sehen. Auf diese Weise entsteht der wenigste Verschnitt und du nutzt den Lederzuschnitt maximal aus.
Übertrage die Konturen der Schablonen mit einem Kreidestift auf die Rückseite des Leders. Die Lederrückseite erkennst du an ihrer rauen, zum Teil flauschigen Struktur. Wichtig: Vergiss beim Übertragen auch die diagonalen Linien am Faltfach nicht!
Schneide die Lederteile exakt aus. Am Faltfach müssen die Nahtzugaben eingeschnitten werden. Auf der Schablone findest du dafür kleine, fett gedruckte Markierungen.
Faltfach vorbereiten
Nun muss der Zuschnitt für das Faltfach in Form gebracht werden. Durch Hitze und Druck lässt sich das Leder dauerhaft verformen. In der Lederwerkstatt gibt es spezielles Werkzeug dafür, zu Hause tut auch das Bügeleisen gute Dienste. Lege eine feste Unterlage zurecht, am besten ein Holzbrett. Du musst das Leder mit Druck bügeln, das Bügelbrett wird dafür nicht ausreichen. Stelle die Temperatur auf mäßige Hitze am Bügeleisen ein, bei mir was das die Einstellung für Wolle. Lege den Zuschnitt für das Faltfach so bereit, dass die glatte, also die rechte Lederseite zu dir zeigt. Klappe das Leder entlang der ersten eingezeichneten Diagonallinie zu dir und orientiere dich an den Markierungslinien an der Rückseite. Lege eine Lage Backpapier zwischen das Leder und das Bügeleisen und bügele das Leder mit Druck in Form.
Arbeite dich nach diesem Prinzip voran, bis alle markierten Linien des Streifens gebügelt sind.
Lege die kurzen Kanten des Faltfachstreifens aufeinander, so dass ein Ring entsteht. Die glatte Lederseite zeigt nach innen. Fixiere die Kanten mit Stoffklammern und nähe sie mit einer Geradstichnaht fest. Um das Leder nicht zu sehr zu perforieren, stelle die Stichlänge weiter als normal (ich habe mit einer Länge von 3,6 gute Erfahrungen gemacht).
Lege die Nahtzugaben auseinander und steppe sie noch einmal ab, wie auf den Bildern zu sehen.
Tipp – Ausgelassene Stiche korrigieren: Bei Leder kann es immer mal wieder vorkommen, dass sich die Nähmaschine schwertut. Nähe deshalb ganz langsam (und ich meine wirklich langsam, an kniffeligen Stellen gern auch nur mit dem Handrad). Sollte deine Maschine Stiche auslassen, bemerkst du das sofort und kannst am Handrad diesen Stich zurückdrehen und so im Falle des Falles korrigieren. Aber auch wenn du erst am Schluss der Naht bemerkst, dass Stiche ausgelassen worden sind, wie auf den Bildern hier, kannst du das von Hand optisch korrigieren.
Stich mit der Handnähnadel von der Lederrückseite an der Stelle in die Naht, wo der Stich fehlt. Führe den Faden über die Fehlstelle und stich die Nadel wieder in dasselbe Loch. Wenn du den Faden nun auf der Lederrückseite straff ziehst, wird er lange Faden aus der Maschinennaht nach innen gezogen und die einheitliche Struktur einer Maschinennaht wird optisch wiederhergestellt.
Leuchtturm sticken
Der Leuchtturm wird von Hand gestickt. Damit die Nahtlinien gleichmäßig verlaufen, kannst du die Einstichlöcher mit der Ahle auf das Leder übertragen. Fixiere erst die Leuchtturmschablone auf dem Zuschnitt für die Lederbörse und stich dann Punkt für Punkt das Muster ins Leder.
Die ausgefüllten Bereiche in Rot und Weiß werden in einer Art Fadenkunst erstellt. Verbinde die vorgestanzten Löcher dafür mit Nähgarn. Eine gleichmäßige Struktur erhältst du, wenn du jeden Punkt mit seinen umliegenden Nachbarpunkten verbindest. Die Bilder zeigen, wie es geht.
Nach den roten Segmenten folgen die weißen Bereiche. Den runden Bereich für das Leuchtfeuer sparst du aus, wie es die Bilder zeigen.
Für einen sauberen Abschluss nähst du zum Schluss die Konturen noch einmal von Hand im Steppstich nach und stickst das Leuchtfeuer mit gelbem Garn auf.
Übertrage nun die Markierung für die Druckknopfposition mit Hilfe der Ahle auf die Außenseite der Börse und setze den Druckknopf ein.
Lege den Zuschnitt für die Innenseite bereit. Obenauf positionierst du den Zuschnitt für das Innenfach. Beide Teile liegen so aufeinander, dass die Unterkanten auf gleicher Höhe liegen. Positioniere darauf das zuvor vorbereitete Teil „Börse“ so, dass die glatte Lederseite nach innen zum Stoff und die raue Lederrückseite zu dir zeigt. Der Stoff ist bewusst etwas größer, damit genügend Nahtzugabe bleibt und das Nähen bequemer ist. Nähe das Lederteil auf die Stoffzuschnitte, beginne und beende die Naht wie auf den Bildern zu sehen an der Stelle, wo das Lederteil breiter bzw. wieder schmaler wird. Ganz wichtig: Schneide die Nahtzugaben zurück und schräge die Ecken ab.
Fasse durch die Öffnung in die Börse und wende das ganze Stück so, dass die glatte Lederseite nach außen zeigt. Nimm dafür am besten ein Stäbchen oder einen Pinselstiel zu Hilfe und forme die Naht sorgfältig aus. Vor allem an den Ecken ist das wichtig. Du kannst die Naht auch zwischen den Fingern hin und her rollen und das Ganze abschließend bügeln, damit die Form stabil bleibt. Schlage am Stoff die überstehenden Seiten nach innen ein, so dass eine saubere Kante entsteht, wie auf dem Foto zu sehen. Der Überstand wird nicht versäubert, weil er nachher unter dem Faltfach verschwindet.
Nähe an der Verschlusslasche einmal die Kontur rundherum und stecke die Lasche anschließend mittig an die Börse, wie es das Foto zeigt.
Das Kartenfach vorbereiten
Lege noch einmal die Schablone „Visitenkartenfach“ auf den Lederzuschnitt und übertrage mit der Ahle die Position der beiden Löcher. Knipse beide Löcher mit der Lochzange und verbinde sie mit einem geraden Schnitt. Das wird der Schlitz, in den später die Karten gesteckt werden.
Faltfach auf Kartenfach nähen
In den nächsten Schritten wird das Faltfach auf das Visitenkartenfach genäht. Stelle dafür zunächst das zum Ring genähte Faltfach auf und setze es so auf das Visitenkartenfach, dass sich die drei Außenkanten passgenau miteinander abschließen. Die vierte Seite des Faltfachs verläuft unterhalb des Schlitzes für die Karten.
Nähe die beiden Fächer entlang der Außenkanten des Faltfachs aufeinander.
Tipp: Falls deine Maschine sich schwertut und Stiche auslassen möchte, kann es helfen, wenn du den Nähfußdruck manuell etwas verstärkst. Dafür drückst du beim (langsamen) Nähen kontinuierlich ein bisschen mit dem Zeigefinder auf das Füßchen, wie das Foto zeigt. Dieser kleine Trick hilft oft schon Wunder und lässt die Maschine sauberer nähen.
Um beim Nähen genügend Platz zu haben, hebst du das Füßchen an den Ecken und kannst das Leder schon entlang der Bügelfalten legen. Nähe bis zur Ecke, lasse die Nadel im Leder stehen, hebe das Füßchen und drehe das Leder. Dann senkst du das Füßchen wieder und kommst so mit Geduld voran.
So sieht das fertige Stück dann aus.
Faltfach und Börse miteinander verbinden
Setze das Faltfach so auf die Börse, dass die Verschlusslasche zwischen den beiden Teilen sitzt und nähe das Fach auf die Börse. Beginne die Naht dabei an der Vorderkante des Visitenkartenfachs, oberhalb des Schlitzes. Entlang des Faltfachs kannst du wählen, entweder setzt du diese zweite Naht leicht versetzt neben die erste (die beim Verbinden von Faltfach und Kartenfach entstanden ist), dann entsteht dieser typische Doppelnahtlook, den man von Jeansnähten kennt. Oder du setzt die zweite Naht genau auf die erste, so dass der Eindruck entsteht, da wäre nur eine Naht. Zum Schluss kannst du noch den vorderen Teil der Börse (den mit dem Stofffach) knappkantig absteppen und die Nahtzugaben samt Ecken des Leders vorsichtig zurückschneiden. Setze an der Verschlusslasche noch den Druckknopf ein.
Das Faltfach in Falten legen
Wenn du am Anfang sorgfältig gebügelt hast, lässt sich das Faltfach nun ganz einfach zusammenlegen. Knicke die Seiten entlang der diagonalen Bügellinien, bei den ersten drei Seiten ergibt sich das von selbst. Bei der vierten Seite musst du etwas gegen halten, damit sich diese letzte Seite ergibt und ebenfalls in Form legt. Bügele das Fach final noch einmal mit etwas Druck, das fixiert die Falten und verhindert, dass sie von allein aufspringen.
Herzlichen Glückwunsch, deine Lederfaltbörse ist fertig.
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Copyrighthinweis: © 2020 Alle Rechte des Schnittmusters „Faltbörse aus Leder“ liegen bei Franziska Lange (Von Lange Hand). Das Kopieren, Verändern und die Weitergabe der Anleitung und der Vorlagen sind NICHT gestattet. Die Nutzung des Schnittmusters ist nur für den privaten Gebrauch gestattet. Der Verkauf des Schnittmusters, sowie der daraus genähten Werke ist ausgeschlossen.
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